Sgt. Pepper´s Band: Ringo, John, Paul und George.
50 Jahre – LP „Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band“ 1.6.1967 – 1.6.2017
Am 26. August 1966 geben die Beatles ihr letztes Live-Concert im Candlestick Park in San Francisco. Ohne Tourverpflichtungen beginnen sie die Arbeit an ihrer 8. LP. Dafür lassen sie sich viel Zeit: 129 Tage – für damalige Verhältnisse ein Unding. Aber schließlich ist das Ganze auch ein Experiment, das sich nur die erfolgreichste Band der Sechziger leisten kann. Mit einem gleichermaßen aufwändigen Mono- und Stereomix (der sich in Nuancen unterscheidet), einem Wust an moderner Technik und Bahn brechenden Aufnahmemethoden (Multitracking, Keyboard-Sampler, Mellotron, Flanger- und Phasing-Effekte, Echo- und Hallsystm, Wah-Wah-Pedal, Fuzzbox usw.). Die Fab Four nutzen die Möglichkeiten, die Ihnen das Studio an der Abbey Road bietet, bis zum Anschlag aus. Und sie erweisen sich darüber hinaus als versierte Musiker, die ein riesiges, mitunter exotisches Instrumentarium einsetzen, sich auf Stockhausen (Lennon), indische Klänge (Harrison), und französische Avantgarde-Filme (McCartney) beziehen, und auch mal ungewöhnliche Ansätze wählen. Etwa das Klarinettenensemble zu „When I´m sixty-four“, der improvisierte Text zu „Beeing for the benefit of Mr. Kite“, den Lennon von einem Zirkusplakat ableitet, oder der Einsatz von drei Konzertflügeln, die gleichzeitig einen E-Akkord spielen, in „A day in the life“. Alles genauso innovativ und mutig wie der Rest des wegweisenden Albums, das zu den Meilensteinen der Popkultur zählt und sich 30 Millionen Mal verkauft. (Eclipsed, 2009)
„Wenn dereinst Archäologen die Reste unserer Zivilisation ausgraben, dann genügt dieses Album, um Musik, Ästhetik und Spirit jener Epoche in Gänze zu überliefern. Nicht umsonst gilt Sgt. Pepper als Soundtrack des Summer of love. Oder wie es seinerzeit ein Kritiker formulierte: Nie seit dem Wiener Kongress 1815 war die westliche Zivilisation der Einigung näher als in der Woche, in der das Sgt. Pepper-Album erschien.
Der Songreigen stand für sich: Da war der Titeltrack, gespielt von einer Band, die wusste, wie man rockt; da waren die luftigen Fantasien von Lucy in the sky with Diamonds, die pastoralen Streicher in She´s leaving home, die überschäumenden Music-Hall Reminiszenzen von Being in the benefit of Mr. Kite, der mystische Indientrip in Within you without you, das nostalgische Klarinettentrio in When I´m sixty-four und nicht zuletzt die gewaltigen Crescendos und psychedelischen Lyrizismen von A day in the life. All das hatte man noch nicht gehört, auf wunderbare Weise aber war es so süffig wie schlüssig.
Und Sgt. Pepper setzte weitere Maßstäbe: Erstmals wurden auf dem für damalige Verhältnisse ungeheuer aufwändigen Cover die Songtexte abgedruckt, was den Kunstanstrich des Pop nachhaltig unterstrich. Dazu emanzipierte die spektakuläre Produktion das Tonstudio als Klangküche mit unbegrenzten Möglichkeiten, und nicht zuletzt etablierte Sgt. Pepper das Album als maßgebliches Medium der Popmusik. Mehr ging nicht. Und mehr sollte ein einzelnes Album nie wieder leisten. (Eclipsed, 3/2017)
Veröffentlichung UK: 1.6.1967
Chart-Einstieg: 3.6.1967
Höchste Platzierung: D: 1 (15 Wochen), UK: 1 (27 Wochen), USA: 1 (15 Wochen)
Studio: Abbey Road Studios, London, 6.12.66 bis 21.4.1967
Produzent: George Martin
Released on 1st June, 1967
Songliste: